Licensing update/Questions and Answers/de

IMPORTANT NOTE: The text below is a volunteer-written translation of the English original. It may be out of date, incomplete or incorrect. When in doubt, please refer to the English original, or help to improve the translation.

Worum geht es hier überhaupt?

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Wie sieht der Vorschlag aus und was verändert sich im Vergleich zu vorher?
Die Wikimedia-Benutzergemeinschaft hat sich den Grundsätzen freier Informationen verschrieben, die sich an den Prinzipien der Freie-Software- und der Open-Source-Bewegung anlehnen; diese gestatten jedermann die Weiterverwendung der Informationen zu jedem Zweck. Dies wird durch Lizenzen erreicht, die Freiheiten einräumen, welche man mit traditionellem Urheberrechtsschutz nicht hätte.
Die für Wikipedia verwendete Lizenz ist die GNU-Lizenz für freie Dokumentation (GNU Free Documentation License, GFDL), welche von der Free Software Foundation entwickelt und betreut wird. Die Tatsache, dass diese Lizenz ursprünglich für frei lizenzierte Software-Handbücher entwickelt wurde, zeigt die enge Verbindung zwischen der Wikipedia und der Freien Software-Gemeinschaft. Wie im Folgenden erläutert, plant die Wikimedia Foundation, der Wikimedia-Gemeinschaft zum 15. Januar einen Vorschlag vorzulegen, um die Verwendung von Wikipedia-Inhalten zu vereinfachen und sie zu anderen Projekten mit freien Inhalten rechtlich kompatibel zu machen. Dieser Vorschlag sieht vor, alle Inhalte, die momentan von der Wikimedia Foundation unter der GFDL verbreitet werden, unter der CC-BY-SA 3.0-Lizenz verfügbar zu machen, wobei die GFDL ausgeschlossen wird, wenn Inhalte von anderen Quellen, die nur als CC-BY-SA lizenziert sind, importiert werden.
Die GFDL wurde kürzlich so bearbeitet, dass diese Re-Lizenzierung möglich ist, ohne jeden einzelnen Urheber, der zu einem gemeinsamen Werk beigetragen hat, befragen zu müssen (siehe unten). Nichtsdestotrotz soll die Entscheidung, ob die Lizenzbedingungen verändert werden sollen, demokratisch durch eine globale Abstimmung der gesamten Gemeinschaft getroffen werden, wobei eine einfache Mehrheit stimmberechtigter Benutzer ausreicht, um die Änderung durchzuführen. Die Abstimmung soll Anfang April starten und wahrscheinlich 2 bis 4 Wochen dauern.

Wieso sollte man auf eine andere Lizenz wechseln?

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Wieso möchte die Wikimedia Foundation von der GNU-Lizenz für freie Dokumentation zur Creative Commons Attribution Share-Alike-Lizenz (CC-BY-SA) wechseln?
Zur Einleitung ein Zitat von Jimmy Wales:
„Als ich Wikipedia gegründet habe, gab es Creative Commons nicht. Die GNU-Lizenz für freie Dokumentation war die erste Lizenz, an der gut zu sehen war, wie die Grundsätze der Freie Software-Bewegung auch auf andere Arten von Werken angewandt werden können. Sie ist jedoch für eine spezielle Kategorie von Werken entwickelt worden: Softwarehandbücher. Die CC-BY-SA-Lizenz ist eine allgemeinere Lizenz, die die heutigen Anforderungen von Wikipedia erfüllt, und ich bin sehr dankbar, dass die FSF diesen Wechsel ermöglicht hat. Durch den Wechsel zu CC-BY-SA wird es auch möglich sein, Inhalte von unseren Projekten mit anderen CC-BY-SA-Inhalten zu mischen. Es ist eine für die Zukunft von Wikipedia unbedingt nötige Änderung.“
Die GFDL wurde ursprünglich geschrieben, um bestimmte Probleme anzugehen: Unter anderem war dies die Möglichkeit, dass manche Firmen unfreie Softwarehandbücher verwendeten, um freie Software zu behindern. Die Entscheidungen zur Gestaltung der Lizenz, die bei der Entwicklung einer Handbuchlizenz getroffen wurden, passen nicht immer zu den Problemen, die bei einem Vielbenutzer-Kollaborationsprojekt, wie Wikipedia, auftreten. Sie können tatsächlich neue Probleme aufwerfen, die die Nutzung freier Inhalte verkomplizieren.
Dies ist einer der Hauptgründe, warum Creative Commons eine genaue, allgemeine Copyleft-Lizenz für Werke, die keine Software sind, erstellt hat: die CC-BY-SA-Lizenz. Die Creative Commons-Lizenzen wurden im Internet sehr schnell angenommen. Schätzungsweise über 130 Millionen Werke sind unter einer von ihnen lizenziert. [1] Unglücklicherweise können unter CC-BY-SA lizenzierte Werke nicht mit unter GFDL lizenzierten Werken kombiniert werden, was eine unnötige und hoch problematische Kompatibilitätsbarriere innerhalb der Bewegung für freie Kultur darstellt.
Die Free Software Foundation (welche die GFDL betreut), Creative Commons (welche die CC-BY-SA-Lizenz betreuen) und die Wikimedia Foundation (welche die Wikipedia und andere Projekte für freie Kultur betreibt) haben zusammengearbeitet, um einen Weg zu finden, Wikipedia-Inhalte (und Inhalte von ähnlichen Wikis) zur CC-BY-SA-Lizenz, welche die Ideen für freie Kultur aus der GFDL mit besserer Nutzbarkeit im Kontext von Gemeinschaftswerken kombiniert, zu „migrieren“ oder zu „re-lizenzieren“.

Wieso stellt die GFDL ein Problem dar?

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Wieso genau ist die GFDL, die meines Erachtens doch gut funktioniert hat, ein Problem für Wikipedia oder ihre Gemeinschaften von Autoren und Lesern?
Gemeinschaftsmitglied David Gerard hat eine gute Zusammenfassung der Probleme für uns erstellt. Im Geiste der Weiterverwendung brauchbarer Inhalte geben wir hier seine Zusammenfassung wieder:
„Die GFDL wurde als Lizenz für Softwarehandbücher in Papierform mit einem oder ein paar Autoren geschrieben. Sie ist überhaupt nicht für Wiki-Inhalte mit möglicherweise hunderten von Autoren geeignet. Wikipedias Vorgänger, Nupedia, hat sie damals genommen, weil es die CC-BY-SA-Lizenz noch nicht gab.
Die GFDL ist in der Praxis sehr schwer zu befolgen, zumindest im Kontext von Projekten, in denen viele Benutzer zusammenarbeiten, wie in der Wikipedia.
Der Versuch, die Lizenzbedingungen zu befolgen, kann beschwerlich sein. Nach dem Wortlaut der Lizenz muss bei jedem nicht unerheblichen Zitat aus einem GFDL-Werk eine Kopie der Lizenz (circa drei bedruckte Seiten) angehängt werden. Aus diesem Grund ist es fast unmöglich, GFDL-Inhalte in Audio- oder Video-Inhalten weiterzuverwenden.
Auch wenn es im Internet (Link zur lokalen Kopie der GFDL) oder in einem Buch (dreiseitige Lizenz abdrucken) einfach ist, die Bedingungen zu befolgen, ist es praktisch unmöglich, GFDL-Inhalte in kleineren Werken zu verwenden.
Die Erläuterungen auf einigen Wikipedias, wie man die Lizenzbedingungen zu befolgen hat, sind mehr Ausdruck dessen, was einzelne Autoren für eine gute Idee halten, aber nicht unbedingt, was der Wortlaut der Lizenz sagt, worüber sich schon Weiternutzer beschwert haben, die der Urheberrechtsverletzung beschuldigt wurden, weil sie nicht der sich monatlich ändernden Interpretation der GFDL gerecht wurden.
Sogar das Kopieren und Einfügen von Text zwischen zwei Wikipedia-Artikeln ist genau genommen eine Urheberrechtsverletzung, wenn nicht die komplette Autorenliste für das jeweilige Textstück angehängt wird. Dies ist auf einem Wiki inpraktikabel.
CC-BY-SA wird mehr und mehr die Standardlizenz für freie Inhalten, die frei bleiben sollen (Copyleft). Das ist eine ganze Menge von Text, Bildern, Filmen und so weiter, mit der Wikimedia-Inhalte nicht vermischt werden können. (Eine Analogie aus dem Softwaresektor wäre es, eine Copyleft-Lizenz zu wählen, die nicht GPL-kompatibel ist. Das Werk würde dadurch zur isolierten Insel ohne einen wirklichen Nutzen.)“
Es ist auch hervorzuheben, dass eine wörtliche Interpretation der Bestimmungen der GFDL zur Namensnennung eine Kopie des gesamten „Versionen/Autoren“-Abschnitts des Artikels (nicht nur die Namen der Autoren, sondern den gesamten Abschnitt) mit jedem abgeleiteten Werk verlangt. Für Artikel mit tausenden von Versionen ist das offensichtlich sehr beschwerlich, aber auch bei einer geringen Versionsanzahl ist das eine nicht unerhebliche Menge an Text.

Die Geschichte

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Welche Verhandlungen haben stattgefunden, um diese Änderung zu ermöglichen?
Dieser Weg der Migration wurde von FSF, Creative Commons und der Wikimedia Foundation mehrere Jahre lang diskutiert. Es waren freundliche Diskussionen und gemeinsames Ziel der Teilnehmer war es, sicherzustellen, dass „relizenzierte“ oder „migrierte“ Inhalte wirklich frei sind und in Einklang mit den Prinzipien eines starken Copylefts stehen. Teilweise basierten die Diskussionen auf der allseits bekannten Tatsache, dass Wikipedia eine der größten Sammlungen freier Informationen ist, diese aber wegen Lizenzproblemen nicht einfach weiterzuverwenden oder mit anderen Werken zu kombinieren sind, die unter der leicht unterschiedlichen, aber von der Zielsetzung her ähnlichen, CC-BY-SA-Lizenz (welche im Rest des Internets weit verbreitet ist) stehen. Tatsächlich verwenden auch andere Projekte der Wikimedia Foundation die CC-BY-SA; eines der Ziele ist es also, die Lizenzierung der Wikipedia mit der anderer Projekte der Wikimedia Foundation in Einklang zu bringen.
Am 1. Dezember 2007 hat das Wikimedia Foundation Board of Trustees die wichtige Entscheidung getroffen, offiziell die Implementierung einer Migrationsmöglichkeit zur CC-BY-SA in die GFDL 1.3 zu erbitten. Diese Entscheidung beinhaltet auch eine Selbstverpflichtung zur „Diskussion und Abstimmung der Gemeinschaft“, bevor irgendeine Änderung an den Websites der Wikimedia Foundation vorgenommen wird.

1. November 2008

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Mir ist aufgefallen, dass Inhalte bereits seit 1. November 2008 relizenziert werden können. Dieses Datum ist bereits verstrichen. Wieso wurde kein Zeitpunkt in der Zukunft gewählt anstelle eines bereits vergangenen?
Das Ziel hierbei war, keine überstürzte Migration auszulösen, sondern stattdessen einen Weg für bereits bestehende Projekte zu öffnen, sodass sie einen Lizenzwechsel besprechen und annehmen können. Die Free Software Foundation sagt in ihren eigenen FAQ: „wenn ein Werk ursprünglich woanders als auf einem öffentlichen Wiki veröffentlicht wurde, kann es nur unter CC-BY-SA 3.0 verwendet werden, wenn es vor dem 1. November 2008 in ein öffentliches Wiki hochgeladen wurde. Wir wollen diese Erlaubnis nicht für alle beliebigen unter der GFDL herausgegebenen Werke geben. Außerdem wollen wir nicht, dass Leute das System umgehen, indem sie GFDL-Inhalte zu einem Wiki hochladen und sie danach unter CC-BY-SA weiterverwenden. Durch die Wahl eines Datums in der Vergangenheit wird dies verhindert.“
Dies behindert aber nicht unsere Möglichkeiten, Inhalte, die aus unseren Wikis stammen, zu relizenzieren, sondern nur die Möglichkeit, Inhalte, die nicht von Wikimedia Foundation-Wikis stammen, zu relizenzieren.

August 2009

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Die FSF gibt die Erlaubnis zur Migration und entzieht sie direkt wieder im August 2009. Ist das nicht Willkür? Wenn Migration zwischen zwei Lizenzen so toll ist, wieso sollte sie dann nicht für immer möglich sein?
Auch hier helfen uns die FAQ der Free Software Foundation weiter. Es war nicht das Ziel dieser Verhandlungen, es für immer und ewig einfach zu machen, zwischen freien Lizenzen zu wechseln, sondern dem Problem Abhilfe zu schaffen, dass die Grundlizenz der Wikipedia (und vieler ähnlicher Wikis) eine Lizenz ist, die für Wiki-Gemeinschaftsarbeit nicht besonders gut geeignet ist, da sie für einen komplett anderen Anwendungsbereich entwickelt worden war. Die FSF FAQ sagt: „Diese Erlaubnis ist nur bis zum 1. August 2009 gültig. Wir wollen nicht, dass dies ein genereller Freibrief für den Wechsel zwischen Lizenzen wird: es ist viel besser für die Gemeinschaft, wenn jedes Wiki seine eigene Lizenzentscheidung trifft und dann dabei bleibt. Dieses Ablaufdatum sichert dieses Ziel und gibt dabei trotzdem allen Wiki-Betreibern ausreichend Zeit, ihre Entscheidung zu treffen.“

Die GFDL wird durch CC-BY-SA ersetzt?

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Versucht ihr also im Endeffekt, auf Wikipedia die GFDL durch CC-BY-SA zu ersetzen?
Nein, wir schlagen vor, dass alle Inhalte, die momentan unter der GFDL stehen, auch unter der CC-BY-SA-Lizenz zur Verfügung gestellt werden und dass alle zukünftigen Versionen duallizenziert sein müssen. Ausgenommen hiervon sind Importe, die ausschließlich unter der CC-BY-SA stehen. Details finden sich auf der eigentlichen Vorschlagsseite.

Duallizenzierung

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Was ist eine Duallizenzierung (auch Doppellizenzierung)? Wie wollt ihr sie anwenden?
Das bedeutet, dass Inhalte gleichzeitig unter der GFDL und CC-BY-SA zur Verfügung stehen, außer dies wird durch den Import von ausschließlich unter CC-BY-SA lizenzierten Inhalten verhindert. Wir haben mit der FSF und anderen zusammengearbeitet und versucht, eine Duallizenzierung mit möglichst wenig administrativem (oder benutzerbezogenem) Mehraufwand zu implementieren. Die Grundzüge dieses Übereinkommens wurden von Richard Stallman, der erkannt hat, dass die Probleme einer Duallizenzierung kontrollierbar gemacht werden müssen, in einer E-Mail dargelegt:
  • Alle Autoren stimmen den folgenden Bedingungen zu:

Wikipedia kann ihren neu geschriebenen Text gleichzeitig unter der GFDL und der CC-BY-SA herausgeben. Wenn jedoch fremdes Material importiert wurde, das nur unter der CC-BY-SA verfügbar ist und nicht unter der GFDL, so ist die Wikipedia daran gebunden.

  • Alle alten Versionen werden unter GFDL und CC-BY-SA herausgegeben.
  • Alle neuen Versionen werden mit dieser Lizenzerklärung herausgegeben:

Diese Seite ist unter der CC-BY-SA-Lizenz veröffentlicht. Abhängig von der Versionsgeschichte, ist sie MÖGLICHERWEISE auch unter der GFDL verfügbar; siehe [Link] für Hinweise, wie dies festgestellt werden kann.

Ist Duallizenzierung nicht eine ziemlich komplizierte Lösung für diese Situation?
Wir denken, dass Richard eine gute Implementierungsvorlage für Duallizenzierung vorgelegt hat; wir gehen außerdem davon aus, dass dieser Duallizenzierungskompromiss es sowohl Duallizenzierungsbefürwortern wie auch Duallizenzierungsgegnern im Idealfall möglich macht, den Wechsel zu unterstützen. Wir sind uns bewusst, dass dieser Kompromiss nicht jedermann komplett zufriedenstellen wird, hoffen aber, dass weder die Duallizenzierungsbefürworter noch ihre Gegner auf stur schalten. Mit ein Grund, wieso wir die GFDL, wie hier vorgeschlagen, behalten wollen, ist die Tatsache, dass die GFDL in den letzten Jahren einen unbestreitbar hohen Wert für Wikipedia hatte. Wir sehen, dass die FSF die GFDL weiterhin überarbeitet und entwickelt. Wenn du uns unterstützt, diesen Kompromiss umzusetzen, können wir in ein oder zwei Jahren nochmal gemeinsam mit der FSF über die Duallizenzierung sprechen und sehen, ob sie noch nötig ist.
Es wird in der Verantwortung der Nachnutzer liegen, festzustellen, ob ein Artikel Änderungen enthält, die nur unter der CC-BY-SA lizenziert sind; Duallizenzierung sollte keine Belastung für Autoren sein. Dies soll auch nicht in die andere Richtung funktionieren; das Einfügen von nur unter GFDL lizenziertem Text wird daher nicht möglich sein.
Wir schlagen darüberhinaus vor, Uploads von ausschließlich unter GFDL 1.2 lizenzierten Dateien für die vorhersehbare Zukunft weiterhin zuzulassen, um Bedenken bezüglich starken und schwachen Copylefts diskutieren zu können, bis diese Bedenken zur Befriedigung der Gemeinschaft ausgeräumt sind. (Für eine Diskussion über „starkes Copyleft“ gegen „schwaches Copyleft“, siehe allgemein den Wikipedia-Artikel zu Copyleft.)
Wie wird es Weiternutzern möglich sein, zu prüfen, ob ein Artikel unter der GFDL verfügbar ist?
Die CC-BY-SA-Lizenz verlangt Namensnennung. Wenn also Inhalt von einer ausschließlich unter CC-BY-SA lizenzierten Quelle importiert wird, muss angegeben werden, wer der Autor ist, und dass der Inhalt unter CC-BY-SA steht. Dies geschieht mit den normalen Vorgehensweisen, die Projekte für die Rückverfolgung solcher Importe verwenden (wir empfehlen den Footer des Artikels oder die Versionsgeschichte). Nachnutzer werden diese Informationen durchsehen müssen, um festzustellen, ob ausschließlich unter CC-BY-SA lizenzierter Inhalt importiert wurde. Unsere Lizenzrichtlinien werden dies klarmachen.

Export und Import von CC-BY-SA-Inhalt

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Geht es darum, dass Wikipedia CC-BY-SA-Inhalte exportieren kann? Oder geht es vielmehr darum, dass CC-BY-SA-Inhalte importiert werden können?
Kurz gesagt, beides. Dieser Vorschlag zielt darauf ab, sowohl den Import als auch den Export von CC-BY-SA-Inhalten zu ermöglichen. Einige sehr große Projekte haben die CC-BY-SA bereits als Standardlizenz angenommen. Eines unserer Ziele ist es, dass Wikipedia-Inhalte auf diesen Projekten einfacher verwendet werden können und, dass Wikipedia Inhalt von diesen Projekten verwenden kann. Wir gehen davon aus, dass die Senkung der Lizenzbarriere zwischen den Projekten (durch Relizenzierung der Wikipedia unter einer benutzerfreundlicheren Lizenz) zu einer großen Bereicherung aller dieser Projekte führt.

FSF vs CC?

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Das klingt ja alles ganz gut, aber manchmal frage ich mich, ob das eine Verschwörung von Creative Commons gegen die Free Software Foundation ist. Ich meine, auf Mailinglisten gelesen zu haben, dass es zwischen diesen Gruppen Querelen gibt.
Nach unseren Erfahrungen hat sich niemand gegen irgendjemand verschworen; alle Teilnehmer waren überaus freundlich und kooperativ und hatten das Ziel, eine höhere Fähigkeit zur Zusammenarbeit und Kompatibilität zwischen Projekten zu entwickeln, fest im Blick. Es soll hervorgehoben werden, dass Creative Commons auf drei Arten versucht hat, die ausgeprägte Bindung der Wikimedia-Gemeinschaft an Freiheit zu würdigen:
  • durch einen prominent platzierten Link zur Definition Freier Kultureller Werke (Definition of Free Cultural Works) von den CC-BY-SA- und CC-BY-Lizenzen. Diese Definition ist die Basis für die Lizenzrichtlinien der Wikimedia Foundation.
  • durch Veröffentlichung einer Absichtserklärung in Bezug auf die CC-BY-SA-Lizenz, um den Zweck und die Zukunft der Lizenz klarzustellen.
  • durch direkte Diskussionen mit unserer Gemeinschaft auf Mailinglisten zu diesem Thema.
Wieso sagt die FSF nicht einfach „Okay, die nächste GFDL ist identisch mit der CC-BY-SA“?
„Weil die FSF wichtige Details der Funktionsweise der Lizenz für die ursprüngliche Zielgruppe, nämlich die Autoren von Softwarehandbüchern, beibehalten muss, auch wenn Wikimedia-Sites den weitaus größten Teil der unter GFDL lizenzierten Werke darstellen. Außerdem verwenden viele Softwarehandbücher Sachen, die nicht in der CC-BY-SA enthalten sind, beispielsweise die Pflicht zum Abdruck von Cover-Texten und 'unveränderliche Abschnitte'.“ -- David Gerard

Wieso überhaupt ursprünglich GFDL?

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Wenn die GFDL so viele Probleme für Autoren und Benutzer birgt, wieso wurde sie dann überhaupt ursprünglich für Wikipedia verwendet?
Als die Wikipedia entstand, gab es bereits einige Gehversuche mit anderen freien Lizenzen (in der Nupedia und auch woanders), aber keine von ihnen hatte eine so erfolgreiche Laufbahn wie die GFDL. Damals waren auch die Creative-Commons-Lizenzen (zumindest in ihrer heutigen Form) noch nicht entwickelt worden. Die GFDL war somit die damals beste verfügbare Lizenz. Nun, da die GFDL sich entwickelt hat und CC-BY-SA verfügbar ist, haben wir eine bessere Option, eine, die mehr Kompatibilität zwischen Projekten für freie Kultur herstellen wird.

Spürbarer Unterschied?

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Wird der Durchschnittsbenutzer oder -autor irgendeinen Unterschied bemerken?
Nach unseren Erfahrungen beschäftigen sich wenige Benutzer intensiv mit den Lizenzfragen, die wir hier diskutieren, sodass für „durchschnittliche“ Autoren und Benutzer kein Unterschied spürbar sein sollte (nicht, dass wir irgendwelche „durchschnittlichen“ Benutzer oder Autoren persönlich kennen würden). Trotzdem sind wir der Meinung, dass der Unterschied für andere Gemeinschaften und Einzelpersonen, die Inhalte entwickeln, deutlich spürbar sein wird.

Rechtlich zulässig?

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Ist diese Migrationsklausel nicht „überraschend“ und damit rechtlich unzulässig?
Wir sind der Meinung, dass die Migrationsklausel mit der in der GFDL 1.2 verwendeten Ausdrucksweise stimmig ist: „Die Free Software Foundation kann von Zeit zu Zeit neue überarbeitete Versionen der GNU-Lizenz für freie Dokumentation veröffentlichen. Solche neuen Versionen werden im Geist der aktuellen Version ähnlich sein, können aber im Detail von ihr abweichen, um neue Probleme oder Bedenken anzugehen.“ Die Verwendung der GFDL durch die Wikipedia hat „neue Probleme oder Bedenken“ hervorgerufen, die dadurch behoben wurden, dass eine Migrationsmöglichkeit zu einer Lizenz, die „im Geist ähnlich“ ist, aber in dem Kontext, in dem wir momentan die GFDL verwenden, einfacher zu verwenden ist, behoben wurden. Der Wortlaut der CC-BY-SA unterscheidet sich zwar von dem der GFDL, aber die Freiheiten, die sie garantiert und verteidigt, sind identisch. Dank der Absichtserklärung von Creative Commons ist sichergestellt, dass diese Freiheiten langfristig geschützt sind. Die Free Software Foundation ist ein verantwortungsbewusster Hüter ihrer Lizenzen und hat diese Änderung der GFDL in vollem Bewusstsein über ihre Auswirkungen vorgenommen.
Sind solche einseitigen Änderungen einer Lizenz in allen Rechtssystemen, in denen Leute unsere Inhalte weiterverwenden möchten, rechtlich zulässig?
Wir gehen davon aus, dass Lizenzaktualisierungen, die nicht grundlegend den Geist der Lizenz ändern und durch die Lizenz selber erlaubt sind, in allen Rechtssystemen zulässig sind.

Nächster Schritt?

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Was passiert als nächstes?
Der Vorschlag auf Licensing update wird weiter überarbeitet und diskutiert, bis zum Start einer gemeinschaftsweiten Abstimmung, der für April 2009 angesetzt ist.

Projekte außerhalb der WMF

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Welche Lizenzierung wird für Wikis empfohlen (die momentan auch unter GFDL stehen), um einen bestmöglichen Inhaltsaustausch mit den WMF-Projekten zu gewährleisten?
Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Eine wäre es, für ein Wiki, das momentan der GFDL untersteht, die Vorteile der neuen GFDL-Version zu nutzen (innerhalb des vorgesehenen Zeitrahmens) und die eigenen Inhalte genauso dual zu lizenzieren, wie die Wikipedia das mit ihren eigenen Inhalten machen wird. Eine andere Möglichkeit wäre es, das Wiki einfach unter der CC-BY-SA 3.x oder höher zu (re)lizenzieren.
Und für die Übergangsphase? („Übergangsphase“ meint die Zeit zwischen der Veröffentlichung der GFDL 1.3 und der Umsetzung der Duallizenzierung der Wikimedia-Projekte.)
Um auf jedes Ergebnis der Gemeinschaftsabstimmung vorbereitet zu sein, ist eine Duallizenzierung die sicherste Lösung.

Bilder

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Betrifft diese Migration sowohl Text als auch Bilder oder nur Text?
Sowohl Text als auch Bilder sind betroffen. Ausgenommen hiervon sind Bilder, die nur unter GFDL 1.2 lizenziert sind, hier findet keine Duallizenzierung statt.
Wenn die Migration durchgeführt wird, wirkt sich das dann darauf aus, welche Bildlizenzen auf Wikimedia-Projekten erlaubt sind?
Nicht unmittelbar. Es ist möglich, dass zu einem zukünftigen Zeitpunkt Medien unter GFDL 1.2 verboten werden. Dies wird jedoch nur geschehen, wenn die CC-BY-SA so verändert wird, dass sie zu einer „starken“ Copyleft-Lizenz für eingebettete Medien wird, also verlangt, dass der umschließende Inhalt auch unter CC-BY-SA steht. Momentan sind beide Lizenzen in dieser Hinsicht etwas unklar.

Namensnennung

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Die folgende Aussage findet sich im Wieso stellt die GFDL ein Problem dar?-Abschnitt.
„Es ist auch hervorzuheben, dass eine wörtliche Interpretation der Bestimmungen der GFDL zur Namensnennung eine Kopie des gesamten „Versionen/Autoren“-Abschnitts des Artikels (nicht nur die Namen der Autoren, sondern den gesamten Abschnitt) mit jedem abgeleiteten Werk verlangt. Für Artikel mit tausenden von Versionen ist das offensichtlich sehr beschwerlich, aber auch bei einer geringen Versionsanzahl ist das eine nicht unerhebliche Menge an Text.“
Wie wird diese beschwerliche Forderung durch die CC-BY-SA vermieden?
Die hauptsächliche Namensnennung (sichtbare Namensnennung) in GFDL-Dokumenten findet durch Autorennennung auf der Titelseite statt, welche auf die Hauptautoren beschränkt ist. Unsere eigenen Nutzungsbedingungen (z.B. Namensnennungsvorschlag der deutschsprachigen Wikipedia) haben generell zugelassen, dass die Namensnennung durch einen Link auf den Artikel oder die Versionsgeschichte vorgenommen wird, aber das ist nicht vollständig mit dem Wortlaut der GFDL vereinbar.
Von unseren eigenen aktuellen Nutzungsbedingungen ausgehend, sowie der Art und Weise, auf die Autoren in der Wikipedia momentan genannt werden, ist es unserer Auffassung nach stimmig, die Namensnennung durch einen Link zum Artikel zu fordern. Die CC-BY-SA lässt diesen Namensnennungsvorschlag zu, da sie dem Autor die Wahl lässt, ob er über seinen Namen oder über eine URL genannt werden möchte. Die vorgeschlagenen Nutzungsbedingungen stehen im Einklang mit der CC-BY-SA; dies wurde vom Creative Commons General Counsel bestätigt. Eine Umfrage in der englischen und deutschen Wikipedia legt auch nahe, dass dies das bevorzugte Namensnennungsmodell der Wikipedia-Community ist und den besten Mittelweg zwischen unserem Anliegen der Autorennennung einerseits und Mission, der Vereinfachung des freien Wissensaustauschs, andererseits darstellt.
Der „Versionen/Autoren“-Abschnitt von GFDL-Dokumenten existiert zur Nachverfolgung von Änderungen. CC-BY-SA stellt keine Anforderungen an die Nachvollziehbarkeit von Änderungen, außer einem angemessenen Hinweis, dass ein Dokument von seiner ursprünglichen Version abgewandelt wurde.
Wird eine „Zuschreibung an Dritte“ (siehe Abschnitt 4.c der CC-BY-SA) erfolgen, z.B. an die WMF als Sponsor?
Nein.
Werden Autoren auf ihr Recht zur Namensnennung verzichten müssen, wenn sie „Seite speichern“ klicken?
Nein.

Welche Argumente sprechen gegen diese Änderung?

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Es gibt eine offene Seite mit Argumenten gegen den Wechsel. Auf einige davon wird die Foundation auf der Diskussionsseite (vermutlich der englischen Seite, also auf Talk:Licensing update/Questions and Answers/Oppositional arguments) antworten.

Abstimmungsverfahren

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Wieso werde ich zum Abstimmen auf einen anderen Server weitergeleitet?
Um Manipulationen zu verhindern und die Geheimhaltung der Stimmabgaben zu sichern, wird die Abstimmung von der gemeinnützigen unabhängigen Organisation Software in the Public Interest, Inc. verwaltet. SPI hat bereits eine Wahl des Board of Trustees der Wikimedia Foundation durchgeführt. SPI verwendet eine MediaWiki-Installation mit der Erweiterung SecurePoll.
Die Abstimmung wird vom Lizenzupdatekomitee, einer unabhängigen Gruppe von Freiwilligen, ausgewertet. Gemäß der Richtlinie betreffend den Zugriff auf nichtöffentliche Daten wird der Zugriff auf IP-Adressen nur Benutzern gewährt, die der Wikimedia Foundation ihr Alter und ihre Identität offengelegt haben und in ihrem Rechtssystem volljährig sind.
Welche Informationen werden an SPI gesendet und wie funktioniert die Übertragung der Sitzung?
Wikimedia schickt die folgenden Informationen über Wähler an SPI:
  • Benutzername
  • Gesperrt-Status
  • Bearbeitungszähler
  • Gruppen, in denen der Benutzer Mitglied ist
  • Spracheinstellungen
Von diesen Informationen werden nur die Spracheinstellungen als private Daten eingestuft. Wikimedia überträgt außerdem ein Token zur Authentifizierung, das speziell für SecurePoll ist und zu keinem anderen Zweck brauchbar ist. Juristisch relevante Informationen, wie IP-Adressen, werden vom SPI-Server direkt vom Benutzer aufgezeichnet.
Technisch funktioniert die Übertragung der Sitzung wie folgt:
  • Wikimedia ordnet dem Benutzer ein geheimes Token zu
  • Der Benutzer sendet das Token zu SPI, indem er den Button „Gehe zum Abstimmungsserver“ klickt.
  • SPI schickt das Token zurück zu Wikimedia, über HTTPS zu auth-api.php zur Verifizierung
  • Wikimedia verifiziert das Token und überträgt Benutzer-Informationen
  • SPI überprüft die Stimmberechtigung anhand dieser Informationen, erzeugt eine Wähler-ID und setzt ein lokales Session-Cookie.