WissensWert 2011/30-Transparenz und Beteiligung an den Gesellschaftsrändern

30 - Transparenz und Beteiligung an den “Gesellschaftsrändern”: Asylbewerbern und geduldeten Flüchtlingen eine eigene Stimme im öffentlichen Diskurs!


Das Projekt

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Titel der Idee in 140 Zeichen

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Transparenz und Beteiligung an den “Gesellschaftsrändern”: Asylbewerbern und geduldeten Flüchtlingen eine eigene Stimme im öffentlichen Diskurs!

Drei Tags (Schlagworte), die die Schwerpunkte der Idee beschreiben

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Transparenz, Beteiligung, Gesellschaftsränder

Kurzbeschreibung der Idee und deren Beitrag zur Förderung Freien Wissens

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Eine Blog-artig betriebene Webseite, deren Inhalte selbstbestimmt von Asylbewerbern und geduldeten Flüchtlingen gestaltet werden. Video-. Audio-, Text-Statements zu Wahrnehmung und Lebensalltag in Deutschland, Flüchtlingsgeschichte, aber auch andere gewünschte Inhalte. Beiträge sind gegebenenfalls mit Informationen zur rechtlichen/institutionellen Seite des Themas verbunden, die durch einen Fachreferenten aufgearbeitet werden. Staatliches (und teilweise mediales) Interesse damit verbundene Themen und Orte intransparent und isoliert zu halten wird angegangen: Give them a voice!

Beteiligte Organisationen oder Personen

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Im Falle einer Förderung ist eine Zusammenarbeit mit Organisationen wie Pro Asyl, Amnesty International oder Humanity in Action denkbar, vor allem im Bereich Öffentlichkeitsarbeit.

Ziele und Zielgruppe des Projektes

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Welches Ziel soll mit der Idee erreicht werden?

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Es gibt ein allgemeines Problem, Wissen darüber zu erlangen wie Asylbewerber und geduldete Flüchtlinge heutzutage in Deutschland bzw. in anderen Europäischen Staaten leben. Staaten und teilweise auch Medienakteure versprechen sich Vorteile davon, Orte wie Asylbewerberheime intransparent und weitgehend isoliert vom Rest der Gesellschaft zu halten. Es soll gezeigt werden, dass Transparenz und Beteiligung auch an den „Rändern der Gesellschaft“ wünschenswert und möglich ist. Wissen über das Leben als Asylbewerber/geduldeter Flüchtling in Deutschland soll durch persönliche, tagebuchartige Schilderungen (Video/Audio/Text) zumindest potentiell in den Rest der Gesellschaft diffundieren. Asylbewerber und geduldete Flüchtlinge erhalten eine eigene Stimme. Eine eigenständige Partizipation am öffentlichen Diskurs wird vorbereitet. Die derzeitige Schieflage wird deutlich, wenn selbst in weniger reißerischen Tages- und Wochenzeitungen Asylbewerber und geduldete Flüchtlinge fast durchgängig als homogene Gruppe dargestellt werden oder ausschließlich im Zuge einer Argumention gegen staatliche Stellen, bestimmte Parteien etc. benutzt werden. Diese Beschränkung der Stimmenvielfalt in der öffentlichen Diskussion soll durch Erfahrungs- und Lebensberichte aus erster Hand aufgelöst werden. Auch Interaktion mit den Besuchern ist denkbar: Kommentare, Fragen, Anmerkungen werden durch einen Moderatoren gebündelt und in einem nächsten Beitrag wiederum durch den Autoren kommentiert. Auf der Webseite sollen Besucher die Möglichkeit bekommen, sich darüber hinaus mit Hintergrundinformationen zur rechtlichen und institutionellen Seite des Lebensalltags dieser Menschen zu versorgen. Dafür werden die Beiträge auf Wunsch mit (interaktiven) Infografiken, kurzen Infokästen etc. ergänzt, die von einem Referenten zusammengestellt und aufgearbeitet wurden. Die Besucher erhalten konkrete Empfehlungen, wie sie Asylbewerbern und geduldeten Flüchtlingen direkt oder indirekt helfen können.

Wie lässt sich messen, ob dieses Ziel erreicht wird?

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Besucherzahlen auf der Webseite. Feedback von Autorenschaft, Besuchern, NGOs, schließlich staatlichen Stellen. Aufmerksamkeit in klassischen Medien.

Zielgruppe des Projektes

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Eine Zielgruppe ist die breite Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft im Allgemeinen, schließlich staatliche Stellen, NGOs etc. Eine weitere Zielgruppe sind Asylbewerber und geduldete Flüchtlinge selber, da sie ein besseres Bewusstsein vom öffentlichen Diskurs entwickeln können und ermutigt werden, selber daran teilzunehmen.

Wie wird die Zielgruppe erreicht?

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Besucher können die Informationen über eine blog-artig betriebene Webseite abrufen, hinzu kommen Hintergründe, die durch einen Fachreferenten aufgearbeitet wurden. Dieses wird durch Öffentlichkeitsarbeit ergänzt (eventuell in Zusammenarbeit mit etablierten NGOs), um das Projekt sichtbar zu machen und eventuell einen Sprung in die klassischen Medien zu schaffen. Ein Problem besteht darin, eine kritische Masse von Autoren zu finden, die bereit sind, über ihren Alltag und ihre Wahrnehmung in Deutschland, ihre Flüchtlingsgeschichte etc. zu sprechen. Auch hier erscheint eine enge Zusammenarbeit mit etablierten Institutionen wie den Flüchtlingsräten, Amnesty International etc. sinnvoll. Wenn Asylbewerber und geduldete Flüchtlinge an der konkreteren Ausarbeitung des Konzeptes mitarbeiten und in die Umsetzung einbezogen werden, können sich weitere Kontakte zu potentiellen Autoren ergeben.

Lässt sich die Idee auch von anderen Zielgruppen, Orten, Projekten nutzen? Wenn ja, wie und von wem?

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Wenn die Idee erst einmal für Berlin oder einen Berliner Stadtteil realisiert wurde, lässt sie sich relativ problemlos in andere Städte, Bundesländer, schließlich andere Europäische Staaten übertragen. Anschließend können die Projekte untereinander vernetzt werden. Denkbar ist es Freiwillige in anderen Städten/Ländern zu suchen, die bereit sind, ein ähnliches Projekt in ihrer Stadt/ihrem Land auf die Beine zu stellen und im Prozess online Praxiserfahrungen/Best Practices miteinander auszutauschen, offline Workshops zu veranstalten etc. Diese Freiwilligen können natürlich selber Asylbewerber oder geduldete Flüchtlinge sein.

Umsetzung und Nachhaltigkeit des Projektes

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Welche Tools, Technologien oder Hilfsmittel werden für die Umsetzung benötigt

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Blog-artige, multimediale Homepage mit Kommentar-Funktion, Infografiken etc. Die genauen Funktionen der Webseite müssen im Dialog mit Asylbewerbern und geduldeten Flüchtlingen erarbeitet werden, um dem Grau-Bereich von Anonymität und Öffentlichkeit gerecht werden zu können. Geliehene Kameras und Audio-Aufnahmegeräte. PCs/Laptops, um den Autoren möglichst viel Kontrolle über ihre Beiträge zu geben und eventuell Software-Kenntnisse zu Video- und Audio-Schnitt, Internet-Umgang etc. zu vermitteln. Definitiv viel Club Mate! ;)

Wird die Idee weiterleben, nachdem die Förderphase beendet ist? Wie nachhaltig ist das Projekt?

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Nach dem Launch der Webseite und dem Hinzufügen erster Beiträge, geht das Projekt erst richtig los. Einmal lebt die Webseite von der Aktivität der Autorenschaft. Deshalb sollen bereits vor dem eigentlichen Launch Asylbewerber und geduldete Flüchtlinge gleichberechtigt in die Ausarbeitung der Funktionalität der Webseite eingebunden werden. Die Schwierigkeit sich in einem Grau-Bereich zwischen Anonymität und Öffentlichkeit zu bewegen, kann nur im engen Dialog mit potentiellen Autoren gemeistert werden. Die technische Umsetzung kann von einem Asylbewerber oder geduldeten Flüchtling mit Programmierkenntnissen begleitet werden. Damit sich das Projekt schließlich irgendwann selber trägt, ist es sinnvoll, möglichst frühzeitig elementare Kenntnisse im Video-/Audio-Schnitt, Internet-Kompetenzen ect. zu vermitteln bzw. eventuell auch die notwendige Hardware längerfristig zur Verfügung zu stellen. Zur Belebung des Projektes ist eine Interaktion mit den Besuchern denkbar: Kommentare, Fragen, Anmerkungen werden durch einen Moderatoren gebündelt und in einem nächsten Beitrag auf Wunsch wiederum durch den Autoren kommentiert. Wie oben beschrieben soll die Idee erst einmal für Berlin oder einen Berliner Stadtteil realisiert werden. Anschließend kann nach Freiwilligen in anderen Städten/Ländern gesucht werden, die bereit sind, ein ähnliches Projekt in ihrer Stadt/ihrem Land auf die Beine zu stellen und im Prozess online Praxiserfahrungen/Best Practices miteinander auszutauschen, offline Workshops zu veranstalten etc.

Alle im Rahmen der Idee erstellen Inhalte stehen unter einer Freien Lizenz. Wie wird diese Lizenzierung umgesetzt, welche Lizenz werden verwendet?

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Alle Video-, Audio- und Textfiles werden als Open Content veröffentlicht, eine freie Verbreitung und Weiterverarbeitung ist dementsprechend möglich, außer dies wird aus guten Gründen ausdrücklich nicht von Einzelpersonen der Autorenschaft gewünscht.

Auf Rückfrage: Prinzipiell kann ich mir jedoch trotzdem vorstellen eine CC-BY-SA 3.0-Lizenz zu verwenden, bin ein Anhänger der Creative Commons-Entwicklung und habe nur in diesem etwas speziellen Fall Bedenken gehabt. Da es nun aber Voraussetzung einer Teilnahme an eurem Wettbewerb zu sein scheint, dass eine derartige Lizenz verwendet wird und ich jetzt ungern die Arbeit der letzten langen Tage und Nächte zerstören will, kann ich mir vorstellen, dann einfach Anonymisierungsoptionen für die Inhalte zu entwickeln, so dass alles zwar auch kommerziell weiterverwendet werden kann, aber dann eben mit anonymer Autorenschaft (allen Lizenz-Anfragen laufen über mich oder die Organisation und Stimmen, Bildaufnahmen etc. sind verzerrt, nachgesprochen etc.)

Lässt sich das Projekt innerhalb von sechs Monaten umsetzen? Wenn nein, welche Meilensteine werden in dieser Zeit abgeschlossen sein?

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Das Projekt ist wie oben beschrieben langfristig angelegt, so dass es sich nach einigen Jahren möglichst selber trägt. In den 6 Monaten lässt sich folgendes anstreben: Erarbeitung der genauen Funktionalität der Webseite. Technische Umsetzung. Während des gesamten Prozesses: Erarbeitung eines rudimentären Netzwerkes von Autoren und Sammeln ersten Video-/Audio-/Text-Materials, Beginn der Öffentlichkeitsarbeit. Nach 6 Monaten Launch der Webseite mit Pressekonferenz.

Erwartest du Unterstützung (über die beantragten Mittel hinaus) von Wikimedia Deutschland während der Umsetzung deiner Idee? Wenn ja, in welcher Form?

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Expertise bzw. Zusammenarbeit bei der Öffentlichkeitsarbeit wäre super. Auch bei der Kontaktaufnahme mit möglichen Partnerorganisationen wäre ein wenig Hilfe sicherlich sehr sinnvoll.

Hast du Erfahrungen in ähnlichen Projekten? Wenn ja, welche?

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Die Idee basiert auf einem Policy Paper, dass ich 2009/2010 im Rahmen eines internationalen Forschungsseminares (“New Dimensions of Security in Europe”, kurz “NewSecEU”) geschrieben habe. Gerne würde ich euch einen Scan davon zukommen lassen. Der Artikel „The Development of the Common European Asylum System“ findet sich im Buch „New Dimensions of Security in Europe: Contemporary Challenges“ und kann hier bei TUD Press bestellt werden: http://bit.ly/uWGjzl

Wofür würdest du die 2.000 Euro aus dem Publikumspreis einsetzen? (2 Sätze genügen)

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Ich würde das Online-Projekt gerne mit einem noch umfangreicheren offline-Part verbinden. Denkbar ist beispielsweise eine Ausstellung, ein Theater-Projekt oder Musik-Workshops mit anschließender öffentlicher Präsentation und einem Kennenlernen im Kiez à la „Suppe und Mucke“ zu organisieren. Hier kann ich mir auch vorstellen, dies z.B. nur mit Jugendlichen aus den Asylbewerberheimen zur Nachmittagsgestaltung im Sommer zu realisieren.

Wie hast du von diesem Wettbewerb erfahren?

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Netzpolitik.org, mein Bruder

Über den Einreicher

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Name des Einreichers

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Gregor Hamann

Blog, Website, Wiki

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http://about.me/gregor.hamann

Drei Sätze über den Einreicher

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Ich bin Student der Politikwissenschaften und Philosophie, Netz-Begeisterter seit dem ersten Amiga meines Bruders und DIY-Mensch seit meinem ersten Lego-Piratenschiff. Ich arbeite seit Kurzem am Forschungszentrum für Umweltpolitik in Berlin, bin meditierender Workaholic mit kreativem Explosionsbedarf und begeistere mich für Menschenrechte und Minderheiten-Empowerment.

Budget und Projektplan

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Wie viel wird die Umsetzung deiner Idee in etwa kosten?

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??? (siehe Email mit Budgetplan)

Höhe der gewünschten Förderung

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4.181,80 €