Wikiversität/Kurzbeschreibung

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Das Wikiversitätprojekt aus Berlin und Brandenburg hat eine Vision. Mit bestehender Software, die vielfach erprobt und kostenlos erhältlich ist, soll eine Sammelstelle angeboten werden für eLearning-Materialien. Die Materialen selber werden unter einer offenen Inhaltlizenz angeboten, damit sie einfach und frei zur Verfügung stehen für den Einsatz an den Hochschulen.

Die erprobte Technologie ist MediaWiki, die Software die der Wikipedia zu Grunde liegt. In Wikipedia ist ein freier Enzyklopädie von erstaunlicher Güte, entstanden durch den freiwilligen Einsatz vieler Autorinnen. Statt des befürchteten Chaos, das entstehen könnte, wenn jeder jeden Beitrag editieren kann, konvergieren die Beiträge gegen ein neutralere Darstellung von Tatsachen.

Bei der Wikiversität geht es darum, die bisher an den Hochschulen und Einrichtungen in Deutschland die entstandene eLearning-Materialien auf einfachste Art und Weise einem breiteren Publikum zur Verfügung zu stellen.

Die Materialien, die entwickelt worden sind, sind extrem heterogener Art: Texte, Foliensammlungen, Bilder, Animationen, Filme, Vorlesungsaufzeichnungen, Simulationen, Programmierumgebungen, etc. Wegen dieser extremer Vielfalt an Darstellungsmöglichkeiten läßt sich eigentlich nichts anderes für die gemeinsame Darbietung verwenden, als das einfachste Hypermedium überhaupt: Es besteht auch Text und Verknüpfungen. Die Verknüpfungen können sowohl auf Ressourcen, die im Internet gespeichert werden verweisen, wie auch an Ressorcen beliebiger Art, die auf der Wikiversitätsserver selber gespeichert sind. Siehe Abbildung 1 im Anhang.

Weil der Text keinerlei Beschränkungen unterliegt, ist es möglich eine Vielfalt an Strukturen anzubieten. Es können auch Ergänzende Kommentare der Autorinnen untergebracht werden, Lob und Kritik von Nutzerinnen oder gar Varianten, sie sie erstellt haben. Da so ein Vielfalt schnell unübersichtlich werden könnte, werden unterschiedliche Arten der Katalogisierung vorgesehen.

Der Grundsoftware bietet eine einfache Suche nach Begriffe. Aber ohne eine Systematik ist dies nicht sehr nutzlich. Mit einer Systematik, die von Fach zu Fach unterschiedlich ausfallen kann, werden die fächerinternen Strukturen dargestellt und die Materialien an diese Stellen verlinkt. Durch die digitale Natur der Verlinkung kann ein und dieselbe Ressource mehrfach einsortiert werden - es wird aber nur einmal gespeichert. Siehe Abbildung 2 im Anhang.

Für jede Ressource, die in der Wikiversität zur Verfügung gestellt wird, gibt es eine Seite auf der sowohl eine Verknüpfung zur Ressource aufgenommen ist, als auch andere Hinweise zum Ressource, Lizenzbedingungen, Lob & Tadel usw. verzeichnet ist. Im Wikiversität-Projekt ist eine Softwareerweiterung zu programmieren, eine Meta-Daten Editor. Mit diesen Editor wird an der Ressourcenseite Metadaten nach einer oder mehreren der gängigsten Metadaten-Arten aufgenommen (LOM, Dublin Core, SCORM).

Auch die Metadaten können von jede Nutzerin angegeben werden, ergänzt oder verändert. Dadurch kann auf sehr einfache Art und Weise eine Falschkatalogisierung korrigiert werden. Nutzerinnen, die keine Metadaten vorfinden, können als Dank für die Nutzung des Werks eine Katalogisierung vornehmen, oder sie können eine vorhandene Katalogisierung ergänzen bzw. korrigieren. Man braucht keine Angst zu haben, dass eine böse Kollegin die Metadaten vielleicht falsch vergibt - erstens wird immer die ganze Historie mit gespeichert und zweitens kann immer wieder, falls nötig, einen alten Stand wieder hergestellt werden.

Der Kernstück der Wikiversität bietet der Betrieb des Servers. Wie in der Wikipedia werden hier die reine Daten getrennt von den Verzeichnissen aufbewahrt werden. Es wird über die drei Jahren des Projektes geplant mit steigenden Nutzerzahl weitere einfache Web-Server hinzuzunehmen, die die Anfragenlast ausgleicht. Es ist sinnlos bei den aktuell immer noch stark fallenden Preisen pro GB gleich ein System anzuschaffen, die für die ganze drei Jahren konzipiert wird, zu mal noch nicht klar ist, ob die Autorinnen ihre Werke in die Wikiversität speichern möchten oder lieber doch auf einen eigenen Server halten möchten. Siehe Abbildung 3.

Es ist geplannt, ein steter Aufwuchs an Speicherkapazität vorzunehmen. Es wird der Kosten einer 300 GB Festplatte von heute für jeden Monat für den Aufwuchs geplant. Für dasselbe Geld hat man vor nur einen Jahr knapp 120 GB Festplatte bekommen, bei gleichbleibender Geldsumme kann die Wikiversität steigende Mengen an Speicherkapazität beschaffen. Die Vernetzung der einzelne Server unter einander ist keine leichte Aufgabe, daher wird ab Mitte des Projekts damit gerechnet, eine Netzwerk-Diagnose-Software beschaffen zu müssen, um bei der Aufbau und Überwachung des Netzes Unterstützung zu bekommen.

Die eLearning-Inhalte werden aber nicht automatisch in die Wikiversität eingestellt werden. Dazu muss es eine Redaktion geben, um den Anschub zu geben. Gerade in Deutschland geben Hochschullehrerinnen oft ungerne etwas heraus, was noch nicht 100% perfekt ist, sie zögern also, ihre Werke in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Andere haben vielleicht Werke in der Schublade von denen einstmals die Hoffung war, damit Geld zu verdienen. Aber weil es an die Hochschulen kein Geld gibt, um die Materialien von anderen zu erwerben, liegen diese Brach.

Es ist die Aufgabe der Redaktion, die Perlen auszusuchen, die Autorinnen zu überzeugen, ihre Werke in die Wikiversität einzustellen, sie über die Rechte zu beraten und den ersten Seiten mit textuelle Beschreibungen, was sich in die Ressource befindet, anzufertigen. Sie versuchen auch, Wissenschaftlerinnen vom entsprechende Fachgebiet auf die Materialien anzusprechen und um ein Review zu bitten.

Die Redaktion achtet darauf, dass von Anfang an ein wissenschaftlichen Ton in der Wikiversität herrscht. So wie bei der Wikipedia der "Neutral Point of View" der angestrebte Norm ist, so muss sich in der Wikiversität eine Ausdrucksweise für den wissenschaftlichen Diskurs entwickeln. Die Redaktion setzt hier bewusst ein und setzt am Anfang freundlich aber bestimmt Grenzen.

Dabei halten sie die Augen auf nach Personen, die begeistert von der Idee der Wikiversität sind. So wie bei der Wikipedia die Administratorinnen, gibt es in der Wikiversität Mentorinnen. Es ist geplant im zweiten und im dritten Jahr eine Moderatorinnenschulung durchzuführen. Kandidatinnen aus den unterschiedlichen Fachrichtungen werden eingeladen einige Tage gemeinsam in ein Workshop darüber zu diskutieren, wie man am effektivsten moderieren kann. Es werden am Rechner Rollenspiele durchgeführt und gemeinsam die wissenschaftlichen Schreibweise der Wikiversität weiterentwickelt. Diese ca. 40 Personen bilden eine Art Leitungsgremium der Wikiversität. Nach Projektende können sie ihreseits weitere Moderatorinnen ausbilden und sie bestimmen darüber, wie die Wikiversität weitergeht.

Es wird bis dahin sich hoffentlich unterschiedliche Gruppen gebildet haben, die mit Mitteln wie Wahlen darüber befinden, in welche Richtung die Wikiversität weitergeführt werden soll. Es ist durchaus möglich, dass es neben "Fachbereiche" es auch geselligen Einrichtungen an der Wikiversität gibt. Es können sich studentischen Räume entwickeln, Kollaborationsräume, udgl. Solche Einrichtungen werden nicht vorgegeben, sie müssen sich entwickeln, von die Benutzerinnen her.

Am Ende des Projekts soll der Serverbetrieb von der gemeinnutziger Verein Wikimedia e.V. übernommen werden. Ist der Stein erst mal ins Rollen gekommen, sie die Hauptkosten für den Weiterbetrieb im Bereich der Technik. Es ist nicht sehr teuere Technik, weil die ganze Wikiversität auf recht einfache und offene Systeme basiert. Der Wikimedia e.V. sollte nach drei Jahren dazu in der Lage sein, aus Spendenmittel den Rechnerbetrieb für diesen und anderen Wiki-Projekte bestreiten zu können. Es ist auch denkbar, dass nationale Institutionen wie z.B. das DFN sich an der Betrieb beteiligen können, aber das musste klar geregelt werden, dass die inhaltliche Kontrolle bei die Wikiversität selber bleibt - bei den Nutzerinnen von eLearning Materialen selber.

Wie soll man sich diese Nutzung eigentlich vorstellen? Es ist nicht primär gedacht, dass die Nutzung der Materialien auf den Wikiversität-Servern durchgeführt werden. Stattdessen nehmen Lehrkräfte Kopien der Materialen, die sie sehr oft noch an ihre eigene Bedürfnisse leicht anpassen müssen, und stellen sie in der Learnräume ihre Hochschulen - dieser werden nicht überflüssig, nur weil es die Wikiversität gibt. Die Lehrkräfte stellen die veränderten Materialien wieder die Gemeinschaft zur Verfügung, und so haben Nachfolgerinnen mehrer Varianten zur Verfügung, wenn sie selber einen Kurs zum Themenkreis zusammenstellen müssen.

Es ist - finden wir - ein recht einfaches Konzept. Redaktion, Katalogisierung und Serverbetrieb können tatsächlich nach nur 3 Jahren eine kritische Masse zusammentragen - wie bei der Wikipedia, wenn natürlich nicht in den selben Größenordnung an Einträge - damit sich das Projekt Wikiversität selber trägt.