Jahresplan der Wikimedia Foundation/2023–2024/Entwurf/Externe Trends
Externe Trends der Wikimedia Foundation: 2023–2024
Die Wikimedia-Bewegung hat im Lauf der vergangenen zwei Jahrzehnte eine fantastische Wissenssammlung geschaffen. Um die Arbeit aller bisherigen Beitragenden sowie das noch zu sammelnde Wissen zu schützen, müssen wir die Welt um uns herum im Auge behalten und uns Gedanken darüber machen, wie sie unsere Mission beeinflussen kann.
Im letzten Jahr hat die Wikimedia Foundation eine Liste externer Trends geteilt, die Teil interner Überlegungen waren, um die Jahresplanung anzupassen. In diesem Jahr arbeitet eine Gruppe WMF-Angestellter daran, die Liste zu aktualisieren, und möchte dazu die Gedanken der breiteren Bewegung zu diesen Themen hören. Wenn wir die Welt um uns herum betrachten, ermöglicht eine Vielfalt an Perspektiven ein klareres Bild der Realität und besser informierte Entscheidungen. Wir freuen uns über dein Feedback zu den unten genannten Ideen aus dem Entwurf.
Das ist eine Gelegenheit, den Blick nach außen zu wenden: Als Bewegung müssen wir uns ständig fragen: „Was braucht die Welt jetzt von uns?“. Hieraus geht auch ein gemeinsames Verständnis hervor, selbst bei unterschiedlichen Ansichten: Bei Trendanalysen müssen wir langfristig denken und feststellen, was für uns wichtig ist – auch wenn wir unterschiedlicher Meinung darüber sind, wie wir es erreichen.
Wir leben in ener komplexen, sich schnell verändernden Welt. Was folgt, ist keine Liste aller Bedrohungen und Chancen, die auf unsere Bewegung zukommen, sondern lediglich eine Auswahl der dringendsten Probleme.
Suche und Inhalt
Update 2022: Social-Media-Plattformen bringen weiterhin traditionelle Suchmaschinen durcheinander, aber durch KI droht eine deutlich signifikantere Veränderung
- Personalisierte Erfahrungen ziehen jüngere Usergruppen zunehmend auf Social-Media-Plattformen (TikTok, Instagram) und weg von traditionellen Suchmaschinen.
- Social-Media-Plattformen testen neue Suchfunktionen, um das Userinteresse aufrechtzuerhalten. Traditionelle Suchmaschinen testen verschiedene Strategien, um wettbewerbsfähig zu bleiben und weiterhin das SEO-Ranking von Inhalten in externen Links zu Suchergebnissen verringern zu können.
- Das explosive Wachstum hochentwickelter KI kann für die Schaffung und den Konsum von Wissen vorteilhaft sein, macht aber unsere Rolle im Wissensökosystem unsicher.
- In nur zwei Monaten wurde ChatGPT die am schnellsten wachsende Webanwendung für Konsument:innen aller Zeiten. Neue KI-Modelle und darauf aufbauende Werkzeuge können Vorteile für die Schaffung und den Konsum von Wissen mit sich bringen, aber die Natur von KI erschwert Fragen rund um Urheberschaft und den Verlust der Mittlerrolle.
- Diese Trends könnten uns beim Voranbringen unserer Mission unterstützen – oder unsere Zukunftsfähigkeit untergraben.
- Größere Konkurrenz im Suchbereich und der Aufstieg von KI sind Gelegenheiten, freies Wissen (auf neue Arten) noch weiter mit der Welt zu teilen. Die Trends bringen aber auch große unbeantwortete Fragen und Risiken für unsere Organisation, unsere Projekte und unsere Bewegung.
Desinformation
- Informationskriege werden intensiver.
- Informationskriege als politische und geopolitische Waffe von Regierungen und politischen Bewegungen werden intensiver und komplexer sowie subtiler, aber gleichzeitig auch gefährlicher (Desinformationskampagnen gehen zunehmend mit physischen Bedrohungen, Erpressungen, Verhaftungen usw. einher).
- Maschinenerzeugte Inhalte verbreiten sich.
- Die Fähigkeit künstlicher Systeme, qualitativ hochwertige Inhalte zu erzeugen, nimmt zu. Überdies erreichen diese Systeme in den meisten großen Märkten rasch den breiten gesellschaftlichen Mainstream. Die Positionierung von Wikimedia könnte dabei helfen, den Bereich maßgeblich zu formen.
- Verschlüsselte Desinformations- und Falschinformationsangriffsvektoren nehmen zu.
- Durch Sorgen um digitale Privatsphäre und Informationskriege konzentriert sich Desinformation noch weiter in geschlossenen Kanälen, in denen Verschlüsselung die Beobachtung und Vorhersage erschwert, wodurch Desinformation und Polarisierung zunehmen. Als offene Plattform bilden wir einen Gegenentwurf zu diesem schädlichen Trend und können unsere Form/Methode als funktionierenden Lösungsansatz präsentieren.
- Wikimedia ist ein legitimes Angriffsziel geworden.
- Im Jahr 2022 nahmen auch Desinformationsnarrative gegen und gezielte Angriffe auf die Bewegung, einzelne Freiwillige und die Foundation zu, wodurch sich unsere Freiwilligen und das Ansehen der Foundation zunehmenden Risken ausgesetzt sehen.
Regulierung
Wikimedia ist als Organisation internationaler geworden, wodurch mehr Gesetze aus mehr Ländern für uns relevant geworden sind.
Um unsere Projekte und Menschen zu schützen, müssen wir uns an eine immer vielfältiger werdende Anzahl an Gesetzen weltweit halten. In unserem Wachstumsprozess müssen wir darauf vorbereitet sein, gegen schädliches Vorgehen von Regierungen vor Gericht zu klagen und öffentlich gegen schädliche Gesetze in immer mehr Ländern Kampagne zu führen.
- Von Webhosting-Anbietern wird mehr als je zuvor erwartet.
- Regierungen stehen unter zunehmendem politischen Druck, gegen eine unbestimmte Masse von möglichen Bedrohungen online vorzugehen. In diesem Jahr kommen zwei Fälle vor den amerikanischen Supreme Court, in denen das zentrale Internetgesetz CDA 230 in Frage gestellt wird, was etablierte indirekte Schutzmechanismen für Plattformen wie Wikipedia zerstören könnte. Gleichzeitig werden Strafen für das Hosten schädlicher Inhalte verschärft, auch in strafrechtlich relevanter Form wie mit der UK Online Safety Bill.
- Gesetzgeber denken nicht an Wikipedia.
- In der Gesetzgebung wird Wikimedia weiterhin oft mit kommerziellen Plattformen in einen Topf geworfen. Nur wenige Gesetzgeber verstehen das von Freiwilligen getragene Modell der Inhaltsmoderation bei Wikimedia oder wie Gesetze dieses schützen und unterstützen sollten.
- Unsere Beziehung mit profitorientierten Tech-Plattformen ist wichtig und kompliziert.
- Wir brauchen einander. Aber um das Wikimedia-Modell sowie die Projekte und Menschen der Wikimedia-Bewegung von schädlicher Regulierung zu schützen, müssen Gesetzgeber und Meinungsmachende im Gesetzgebungsprozess darüber aufgeklärt werden, wie wir uns von den großen kommerziellen Plattformen unterscheiden. Das gelingt uns mit positivem Messaging gegenüber den am Gesetzgebungsprozess Beteiligten, in dem wir darlegen, wie unser von Freiwilligen getragenes Modell funktioniert und welche positive Rolle unsere Bewegung in der Gesellschaft spielt.
Open call: Artificial Intelligence in Wikimedia
The Foundation will be hosting an open call to gather perspectives about AI products like ChatGPT and their implications for us as a free knowledge movement. The goal is to start the conversation around the opportunities, risks, and open questions related to AI technology so that we can make informed decisions that reflect the thinking of communities.
- Details: 23 March, 18:00 UTC on Zoom (find your local time). Email answers wikimedia.org for the link.
- Interpretation will be provided for languages where there are 3 or more interested community members. Email answers wikimedia.org with interpretation requests.
Notes from the call
You can see the notes on the March 23 call.