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Indigene Communities befähigen, ihr eigenes Wissen zu dokumentieren
Mónica aus Kolumbien

„Für mich ist „Wissensgerechtigkeit“ ein Idealzustand, ein Ziel, etwas, das wir verfolgen und das uns motiviert, Dinge voranzubringen, die die Teilnahme und Teilhabe von mehr Menschen an Wikimedia ermöglicht.“

Für mich ist „Wissensgerechtigkeit“ ein Idealzustand, ein Ziel, etwas, das wir verfolgen und das uns motiviert Dinge voranzubringen, die die Teilnahme und Teilhabe von mehr Menschen zu Wikimedia ermöglicht. Ich denke, wir alle haben etwas beizutragen, Wissen, das von unseren Vorfahren geerbt wurde und das auf Handlung, Sein und vorort Leben basiert. Wir treffen dabei auf unterschiedlichste Herausforderungen und Probleme und finden unterschiedliche Lösungen, je nachdem wie wir uns organisiert und wo wir leben.

Ich leite derzeit ein sehr interessantes Projekt mit indigenen Frauen, die indigene Sprachen sprechen, und mit Hilfe von Bildung radikale Veränderungen in ihren Gruppen vornehmen möchten. Wir haben Workshops organisiert, in denen wir die Wikiakua'pa-Wikipedia bearbeitet haben (so heißt das Wikipedia-Inkubatorprojekt in der Sprache Wayuunaiki), wir haben auch Experten für verschiedene Themen zu digitaler Technik mitgenommen. Wikipedia war also das Mittel, der Zweck und auch das Projekt, das uns half, darüber zu sprechen, wer wir sind, wie wir Wissen verbreiten, und auch, wie wir Stimmen und Botschaften veröffentlichen können, die bisher nicht gehört wurden. Ebenso half uns Wikipedia, das Digitale als einen neuen Raum zur Verbreitung von Wissen und für soziale Teilhabezu betrachten – und nicht mehr am „sozialen Rand“ zu stehen.

Mónica Bonilla

Im Zusammenhang mit den sozialen Herausforderungen dieses Projekts stehen wir vor dem Problem, dass Wissen im Westen vornehmlich schriftlich festgehalten und vermittelt wurde und wird, wohingegen bei indigenen Gemeinschaften Wissen mündlich entsteht und vermittelt wird. Ein weiterer Aspekt ist aus unserer Sicht die soziale Diskriminierung in Bezug auf die Indigenen, zumindest in Kolumbien, dies ist ein schwer zu behandelndes Thema, das für die Institutionen und den Staat nicht von Bedeutung war. Es halten sich auch „Mythen“ über indigene Sprachen, obwohl Kolumbien das Land mit der viertgrößten sprachlichen Vielfalt in Lateinamerika ist. Zum Beispiel werden alle indigenen Sprachen nicht mehr verwendet, weil gesagt wird, dass sie veraltet sind und dass sie nicht geschrieben oder im Rahmen von neuen Technologien verwendet werden können. Darüber hinaus gibt es in den Communitys einige Bedürfnisse, die nachvollziehbarerweise dringender sind als die Bearbeitung von Wikipedia-Artikeln, z.B. die Verfügbarkeit von Wasser. La Guajira, wo wir Workshops mit Wayuuu-Frauen abgehalten haben, gibt es an vielen Orten kein Trinkwasser, es gibt Armut und es ist auch noch ein Grenzort, also müssen wir die verschiedenen Dynamiken verstehen und uns an die Räume und die Verfügbarkeit der Communitys anpassen.

Es gibt auch technische Herausforderungen, wie z.B. Infrastruktur, Internet-die Verbindungsqualität in den Communities, die technische Komplexität einiger Projekte von Wikimedia, die nicht so freundlich mit neue Nutzerinnen und Nutzer sind. Die Anzahl der Prozesse, die erforderlich sind, um tatsächlich ein Wikipedia-Artikel schreiben zu können oder einen Beitrag zur Wikipedia zu leisten, sind sehr komplex. Das Format, das in Wikipedia vorherrscht –Schreiben bzw. Schriftsprache – aber auch die Problematiken bestimmter Richtlinien, wie natürlich Quellen haben uns sehr zum Nachdenken gebracht. Es wurde einfach bisher nicht viel über indigene Communities aus indigener Hand geschrieben!

Wir haben auch sprachliche Herausforderungen: Die indigenen Sprachen haben keine standardisierten Schriftsysteme und viele der Buchstaben, die in den Sprachen verwendet werden, gibt es nicht auf den hiesigen Computer-Tastaturen. Wir sehen Prozesse der Bildung neuer Wörter (Neologisierung) und auch Interpretationen im diesem Bereich der sozialen Interaktion – dem Internet.

Ich halte es für sehr wichtig, weiter mit den indigenen Communities zusammenzuarbeiten und darüber nach zu denken, wie wir in Zukunft teilhaben können und durch Wikipedia Wissen teilen. Außerdem müssen wir viele der Aspekte, Regeln, aber auch die Art und Weise, wie wir Wissen verstehen, und vor allem, wie wir es überprüft haben, überdenken. Bisher haben nur wenige Menschen an der Wissensproduktion in der Wikipedia teilgenommen, aber viele Ideen durchgesetzt. Wir müssen diese Ideen jetzt überprüfen, unser Wissen einbringen, und Räume für die Teilhabe verschiedener Gruppen in verschiedenen Formaten entwickeln – und dabei die Interessen und besonderen Formen der sozialen Interaktion zu respektieren.